Am 14.6.2000 gelang während eines Nachtgewitters die erste gute Aufzeichnung des Turmeinschlages mit dem Hochgeschwindigkeits-Videosystem. Diese spezielle Kamera, die bis zu 1.000 Bilder pro Sekunde mit einer Auflösung 240x512 Pixel (8-bit-Grauwerte) aufzeichnen kann, diente bis 2011 der optischen Erfassung des gesamten Einschlagsvorganges von der Initialisierung bis zum letzten Teilblitz. Zur zeitlichen Korrelation mit den gemessenen Strömen und mit den ALDIS-Aufzeichnungen sind auch die Videobilder mit einem GPS Zeitstempel versehen. In der Folge konnten noch einige weitere sehr gute Aufnahmen von Aufwärtsblitzen aufgezeichnet werden. In vielen Fällen war der gesamte Mast aber von der Wolke eingehüllt und daher kein klarer Blitzkanal auf den Videodaten sichtbar.
Ein aus mehreren hunderten Bitmap Dateien der Highspeed Kamera erstelltes Video eines Turmeinschlages vom 14.6.2000 um 20:30 Uhr (UTC) zeigt das mehrfache helle Aufleuchten des Blitzkanals, wenn die dem Langzeitstrom überlagerten Impulsströme durch den Kanal fließen. Bei Betrachtung der Filmsequenz ist eine Bewegung des gesamten Blitzkanals von links nach rechts zu beobachten. Diese Verschiebung des Blitzkanals um mehrere Meter ist ein Resultat des relativ starken Windes, der zum Zeitpunkt des Einschlages am Gaisberg geherrscht hat.
Die Auswertung der Korrelation zwischen den gemessenen Strömen und der Helligkeit des Blitzkanals in den Videoaufzeichnungen hat gezeigt, dass ein linearer Zusammenhang zwischen dem Stromverlauf im Blitzkanal und dem Helligkeitsverlauf des Kanals besteht [Diendorfer et al., 2003]. Auf Basis dieses Ergebnisses war es möglich, die Teilströme in einzelnen Ästen des Kanals abzuschätzen.
Die Abbildung zeigt einen Turmeinschlag, wobei der Blitzkanal sich auf 3 Äste aufspaltet. In der Filmsequenz dieser Entladung ist erkennbar, dass die einzelnen Äste nicht gleichzeitig aufleuchten, sondern zeitlich versetzt.
Gemessen werden kann nur der Gesamtstrom Im an der Turmspitze. Aus dem zeitlichen Verlauf der Helligkeit der einzelnen Äste kann aber näherungsweise der Stromverlauf in den einzelnen Ästen (i1, i2 und i3) bestimmt werden.